C4-Homöopathie

C4-Homöopathie in Kürze

© 1999 IHHF / Jürgen Becker, Freiburg 

Mit dieser kleinen Schrift möchte ich Ihnen kurz zusammengefasst eine neue Entwicklung in der Homöopathie vorstellen. 

Die resonante C4-Verreibung als grundlegender Potenzierungsvorgang

Diese grundlegende Weiterentwicklung der klassischen Homöopathie beruht zuerst einmal auf der resonanten, d.h. mit innerer Beteiligung vollzogenen C4-Verreibung der Ausgangsstoffe, bevor sie in einem zweiten Schritt mit Alkohol oder Wasser weiter verschüttelt werden.

Der Unterschied zwischen einer insgesamt einstündigen Verreibung von Hand im Mörser mit Milchzucker pro Potenzstufe und einer nur wenige Sekunden dauernden Verschüttelung mit Alkohol in der Flasche mag auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen - beide Potenzierungsvorgänge werden bisher ohne Unterschied als zusätzliche Zahl hinter dem C oder D gekennzeichnet - und doch bewirken beide Vorgänge nach den Erkenntnissen der C4-Homöopathie dynamisch etwas vollständig anderes: Während die Verschüttelung lediglich die Frequenz des Energiemusters des jeweiligen Mittels erhöht und somit seine Wirkung schnellschwingender und durchdringender macht, bewirkt der (kontinuierliche) Verreibungsvorgang die eigentliche Erhöhung der Arzneikraft, vergleichbar mit der Erhöhung der Amplitude des Energiemusters. 

Das grundlegende und wesentliche Geheimnis des Potenzierungsvorganges liegt jedoch in der stufenweise Milchzuckerverreibung von Hand. 

Dieses Verfahren hat Hahnemann im reifen Alter durch unermüdliches Experimentieren entwickelt und hinterlassen:
In sechs Phasen von je sechs Minuten, jeweils unterbrochen durch vierminütiges Abschaben des Verriebenen, wobei
6 Gramm frischer Milchzucker in jeweils drei Portionen pro C-Stufe dazugegeben wird, wird der Ausgangsstoff drei Stunden lang bis zur C3 von Hand im Mörser verrieben. Dieser Aufwand wird leider bisher von vielen Arzneimittel-herstellern (auch vom HAB) bei den meisten Mitteln als nicht notwendig erachtet und demzu­folge der Einfachheit halber weggelassen (außer bei primär unlöslichen Stoffen und LM-Potenzen). Damit fehlt unseren bisherigen Potenzen jedoch die wesentliche Grundlage der dynamischen Kraftentwicklung im Potenzierungsvorgang, wie Hahnemann sie entwickelt hat!

Bei der stufenweisen Milchzuckerverreibung von Hand - unter innerer Beteiligung des Verreibers - wir nennen dies im Unterschied zur Maschinenverreibung eine „resonante" Verreibung – geschieht nämlich etwas sehr Geheimnisvolles:

Das Wesen des Stoffes,

von Hahnemann „Geistartigkeit" genannt, entfaltet sich stufenweise von einer Verreibungsstufe zur nächsten - von einer Dimension des dynamischen oder feinstofflichen Lebensgeschehens zur nächsten:

Bei der C1-Verreibung entfaltet sich die vitalorganische Kraft des Stoffes,
bei der C2-Verreibung seine emotionale oder seelische Kraft,
bei der C3-Verreibung seine mentale oder geistige Kraft,

– und das ist nun das entscheidende Neue:

bei der C4-Verreibung seine wesenhafte oder auch spirituelle Kraft.

Dieses Geheimnis der stufenweisen Entfaltung, Entwicklung oder Freisetzung der Arzneikraft bis hin zum Wesen des Stoffes selbst beruht auf der Selbstähnlichkeit, d. h. dem Einbau desselben Musters in sich selbst im Detail (in der Mathematik „Fraktale" genannt).

Die Verschüttelung zur C6, C30, C200, C1000 oder C10.000 klingt zwar viel bedeutender als die Verreibung zur C3 oder C4, aber das Energiemuster des Stoffes wird dabei lediglich in seiner Frequenz erhöht. Die Stufen der Selbstähnlichkeit dagegen lassen sich nur über die resonante Milchzuckerverreibung entfalten bzw. entwickeln - wie Obertöne in verschiedenen Oktaven.

Im Unterschied zu Hahnemanns Anweisung sind die Arzneimittel der C4-Homöopathie nicht mehr nur bis zur C3-Stufe verrieben, sondern diese „Mittel für die neue Zeit" sind resonant, d.h. unter innerer Beteiligung des Verreibenden, im ersten Schritt bis zur C4-Stufe verrieben (in Ausnahmefällen auch bis zur C5) und dann im zweiten Schritt zur jeweiligen Gesamtpotenzzahl weiterverschüttelt worden. Sie enthalten damit nicht nur die voll entfaltete vitalorganische Kraft (die C1-Stufe ihrer Kraftentfaltung), wie die herkömmlichen Potenzen, sondern darüber hinaus eine wesentlich feiner und vollständiger zur Entfaltung gebrachte emotional-seelische (die C2-Stufe ihrer Kraftentfaltung) und noch viel mehr mental-geistige Kraft (die C3-Stufe ihrer Kraftentfaltung). Vollkommen neu für die Homöopathie ist ihre in der resonanten C4-Verreibung entfaltete spirituelle Kraft (die C4-Stufe ihrer Kraftentfaltung)!

Was hier wie eine kühne Behauptung klingen mag, haben wir in den letzten vier Jahren sorgfältig prüfen und grundsätzlich bestätigen können.

Die höhere Einsicht der C4-Texte
Primär beruht diese Erkenntnis nämlich nicht wie bei Hahnemann auf lebenslangem unermüdlichen Experimentieren, sondern auf einer „höheren" Weisheit als der unsrigen.

Es ist das besondere Talent Witold Ehrlers, dass er nach einer solchen resonanten C4-Verreibung während einer Art Meditation häufig innerlich vollständige Texte vernimmt, in denen sich das Wesen der verriebenen Stoffe selbst genau, deutlich und umfassend formuliert. Jeder Stoff hat dabei etwas Wesentliches über das Leben, die Welt und das Menschsein auszusagen.

Für mich sind diese C4-Texte ein Geschenk des Himmels für die Homöopathie. In den letzten vier Jahren, in denen ich mich intensiv mit dieser Weiterentwicklung der Homöopathie beschäftige, habe ich in ihnen noch keinen Fehler finden können! Dabei enthalten sie eine große Fülle von Aussagen, die sich empirisch gut untersuchen und überprüfen lassen.

Die „Große Arzneimittelreise"
In den C4-Texten heißt es, dass resonant C4-verriebene Mittel beim Übergang in die neue Zeit eine beträchtliche Bedeutung haben – ganz generell und unabhängig von jeder individuellen Behandlungsbedürftigkeit! Die Mittel

Calcium carboncium, Silicea, Alumina und Natrium muriaticum -

die Kalkerde, die Kieselerde, die Tonerde und das Salz der Erde -

bilden dabei sogar den Anfang eines spirituellen Einweihungsweges, der sich „Große Arzneimittelreise" nennt und insgesamt 22 Mittel umfasst. Nach den vier Erdsalzen folgen in der zweiten Etappe die sieben klassischen Metalle:

Plumbum - Blei - Saturn,
Stannum - Zinn - Jupiter,
Ferrum - Eisen - Mars,
Cuprum - Kupfer - Venus,
Mercurius - Quecksilber - Merkur,
Argentum - Silber - Mond und
Aurum - Gold - Sonne.

Die politische Bedeutung der 16 grundlegenden Kohlenstoff-Mittel
Von besonderer politischer Bedeutung in Hinsicht auf verschiedene Grundformen des Materialismus und damit eine wesentliche und grundlegende Frage unserer Zeit, nämlich der Frage unseres Verhältnisses zur Erde, sind folgende grundlegenden Kohlenstoff-Mittel:

die vier Schritte der Kohleentwicklung (Kompost, Torf, Braunkohle und Steinkohle) für den Hungermaterialismus im kommunistischen Osten,

die vier reinen Kohlenstoffe (C- oder Kohlenstoff-Kette, -Ring oder -Schicht, -Ball und -Kristall, also z.B. Zucker, Graphit, Fulleren und Diamant) für den Überhebungsmaterialismus im Norden, in der Ersten Welt,

die vier Erdölfraktionen (Erdgas, Benzin, Diesel und Paraffin) für den Machtmaterialismus im kapitalistischen Westen und

die vier Rest- bzw. Abfallstoffe (Holzasche, Holzkohle, Steinkohlenteer und Asphalt) für den Raubmaterialismus im Süden, in der Dritten Welt.

Erst wenn wir diese 16 Basiskohlenstoffe bewältigt haben, werden wir über das Erdöl -Petroleum crudum - dem Wesen von „Mutter Erde" selbst zu – und damit wieder auf sie hören können. Hier liegt eine große politische bzw. kulturgeschichtliche Aufgaben der Homöopathie unserer Zeit vor uns – die sich den meisten dieser Stoffe bisher noch überhaupt nicht zugewendet hat. Die C4-Homöopathie hat hier also ein großes Versäumnis der klassischen Homöopathie aufzuholen - den Anschluss an die moderne Zeit – und ihre kollektiven Probleme.

Die eigene Erfahrung einer resonanten C4-Verreibung
Um von all diesen Phänomenen eine eigene lebendige Anschauung gewinnen zu können, ist die eigene Erfahrung einer resonanten C4-Verreibung eines Stoffes die beste Grundlage. Eine genaue Anleitung dazu haben wir im Buch Neue Welten der Homöopathie und der Kräfte des Lebens dargelegt. Von grundlegender Bedeutung für die Weiterentwicklung der Homöopathie sind dabei die sogenannten Verreibungsresonanzphänomene, die man - bei genügender Sensibilität und innerer Beteiligung - während der Verreibung selbst erfahren kann. So lassen sich, besonders in einer Gruppenverreibung, innerhalb kurzer Zeit - nämlich innerhalb von wenigen Stunden mit den entsprechenden Pausen - vier verschiedene Dimensionsstufen eines Arzneimittelbildes in ihrer Grundstruktur erfahren und erleben. Wir betrachten eine solche resonante C4-Verreibung inzwischen als erste „heilige Handlung" der Homöopathie, in der wir eine erste Einweihung in die verschiedenen Stufen der jeweiligen Arzneikraft erleben können - vor ihrer zweiten „heiligen Handlung", der Verschüttelung, und ihrer dritten, der Arzneimittelprüfung am Gesunden.

Dabei stellt sich heraus, dass Hahnemanns Arzneimittelbilder überwiegend die vitalorganische C1-Stufe der Körperempfindungen und Modalitäten erfasst haben und seine Nachfolger der klassischen Homöopathie die Bilder der emotionalen C2-Stufe der Arzneikraft erarbeitet haben - häufig allerdings nur teil- oder ansatzweise. Zur mental-geistigen C3-Stufe der Arzneimittelbilder haben nur wenige moderne Homöopathen bisher überhaupt einen Zugang entwickelt, während die C4-Stufe der Arzneikraft für die Homöopathie bisher noch völliges Neuland war. Ganz konkret heißt das, dass die Homöopathie den ganzen Umfang der Arzneikraft bisher von keinem einzigen Mittel kennt, sondern dass die höheren Dimensionen der Arzneikraft bisher noch unbekannt waren und somit erst noch zu erarbeiten sind - selbst bei den bekanntesten Arzneimitteln wie Pulsatilla, Sulfur usw.

Um diese Arbeit überhaupt einmal anzutreten und die höheren Stufen eines Arzneimittelbildes kennen zu lernen, veranstalten wir regelmäßig C4-Verreibungs- und Prüfungsseminare, in denen jeder Interessierte den gesamten Umfang der Arzneikraft, von der vital­organischen Stufe über die emotional-seelische und die mental-geistige bis zur spirituellen Stufe der Arzneikraft aus eigener Anschauung am eigenen Leibe und im eigenen Leben erfahren und erleben kann. Die C4-Texte, die Witold Ehrler zu den jeweiligen Mitteln bekommen hat, sind aus meiner Sicht so etwas wie die Krönung einer solchen Erfahrung und machen vieles von dem vorher und nachher Erlebten erst wirklich verständlich .

Diese C4-Seminare sind manchmal als Seminarreihen organisiert, z.B. als „Große Arzneimittelreise", wo die einzelnen Mittel aufeinander aufbauen, oder bei den Erdmitteln, den Kohlenstoffen, die sich Schritt für Schritt dem Wesen der Erde im Erdöl nähern, oder auch als Einzelseminare zu einzelnen Mitteln, die sich damit besser zum Kennenlernen der C4-Homöopathie eignen.

Kleinere Schriften zur C4-Homöopathie
Auf zwei verschiedene Weisen versuchen wir, unseren Zugang zum Wesen einzelner Mittel schriftlich zugänglich zu machen:

einmal über den ganzen homöopathischen Entwicklungsweg vom Stoff über die Verreibungsresonanzphänomene, die Arzneimittelprüfung am Gesunden und therapeutische Erfahrungen bis hin zum C4-Text,

zum anderen direkt über die Vorstellung der reinen C4-Texte (als „C4-Postillen").

Bei diesem zweiten Weg bleibt es dem Leser überlassen, die Verbindung zum homöopathischen Arzneimittelbild und zur homöopathischen Praxis selbst herzustellen. Dieser Weg lädt also geradezu dazu ein, die betreffenden Stoffe selbst zu verreiben oder zu prüfen. Für den Anfang lassen sich die neuen Potenzen in ganz ähnlicher Weise wie die alten verwenden, bloß dass ihre Wirkung häufig noch intensiver und schneller zur Heilung führt, als dies mit den herkömmlichen Zubereitungen möglich war.

Ich hoffe, Ihnen mit dieser kleinen Vorstellung einer großen Sache die wichtigsten Grundlagen vermittelt zu haben, die Ihnen selbst eine eigene lebendige Anschauung der C4-Homöopathie ermöglichen möchte.

Es wäre mein Wunsch, dass Sie uns Ihre Erfahrungen - welcher Art auch immer sie sein mögen - mitteilen und dass
die Homöopathie insgesamt ihre volle Aufgabe in dieser spannenden Zeit des Wandels in neue Zeit antreten wird.

Freiburg, 10.01.1999

Jürgen Becker

Bezugsadressen für resonant C4-verriebene Mittel erhalten Sie auf Anfrage.

Die homöopathische Praxis

© 2000 IHHF / Jürgen Becker, Freiburg

Die praktische Durchführung

A. Die homöopathische Praxis
Seit inzwischen 200 Jahren wird nach dieser praktischen Anleitung verfahren. In dieser gesamten Zeit nimmt das Ausgangsmaterial der homöopathischen Arzneimittelprüfungen (2. Grundschritt) ständig zu und wird immer vollständiger. Durch die Praxis erfahren die Arzneimittelbilder immer wieder ihre Bewährung (6.). Jeder einzelne Fall einer durch Heilung bestätigten Ähnlichkeit (4.) zeigt wieder einen neuen Aspekt dieses Arzneimittels, der das Arzneimittelbild weiter vervollständigen kann. Besonders in der Behandlung chronisch Kranker zeigt sich, daß jeder Fall individuell betrachtet werden muß und immer wieder eine neue und einmalige, also individuelle Variante der Ähnlichkeit darstellt. Ein Grundsatz jeder Praxis lautet:

Man muß etwas tun, um zu sehen, wie es gemacht wird.

Wie sich Hahnemann sein Leben lang tastend und versuchend in die Potenzierung (1.), die Arzneimittelprüfung (2.), die Anamnese (3.), die ähnlichkeitsfindung (4.) die Dosierung (5.) und die Verlaufsbeobachtung (6.) hineingearbeitet hat, so geht es auch dem homöopathischen Praktiker heute. Stück für Stück gewinnt man Vertrauen in den therapeutischen Umgang mit potenzierten Arzneien. Jeder Homöopath entwickelt dabei seine besondere Stärke auf einem anderen Gebiet, je nach besonderer Begabung in der Wahrnehmung. Von jedem Homöopathen kann man etwas lernen.

Ich möchte hier Constantin Hering zitieren, einen der bedeutendsten Nachfolger Hahnemanns zu dessen Lebzeiten. Er schreibt 1833 in Meilenzeiger und Wegweiser zur Fortbildung der Homöopathik über seine Praxis, insbesondere über die homöopathische Anamnese (3.):

Ich verfuhr bei chronischen Kranken folgender Weise: Das Examen (Kranken-Examen = homöopathische Anamneseerhebung = 3. Grundschritt) wurde immer genau nach Hahnemanns Anweisung gemacht. Jedoch hieß das erste nur das ausholende; die Ausbeute desselben wurde zu Hause vorläufig geordnet, so daß dabei besonders alle Lücken bedacht wurden und spezielle Fragen über das Fehlende dazugeschrieben. Das zweite Examen, das vervollständigende, wurde angestellt in Bezug auf die bemerkten Lücken, war zuweilen sehr wichtig, zuweilen auch entbehrlich.

Dann wurden alle Symptome geordnet und zur Wahl geschnitten (4.). Alle Mittel (2.), oder doch fast alle (Repertorien gab es damals noch nicht) wurden in wichtigen Fällen verglichen (4.), ähnlich-scheinende wiederholt. Blieb die Wahl unentschieden zwischen zwei oder drei MitteIn, wie sehr oft, dann wurden diese nach ihren Unterschieden verglichen, und diese Unterschiede bemerkt. Ein drittes Examen, das entscheidende, wurde angestellt besonders in Bezug auf diese Unterschiede unter den nächstähnlichen Mitteln.

Dann erst wurde der wichtige Beschluß gefaßt (4.) und mit großer Hoffnung das kleine Küelchen oder Tröpfchen dem Pülverchen einverleibt (5.). Die nächsten Tage folgten dann die lauernden Examina (6.). Wollte es nicht bessern, so mußte das ganze Lied wieder vom ersten Verse an aufgesagt werden, und wir dachten immer, wir wären selber schuld. Sobald es aber zum Bessern sich anließ und solange es fortbesserte, waren wir sehr froh und taten es, wochenlang.

Wir hatten einstweilen vollauf zu tun wieder mit anderen Kranken (3. bis 6.). Zu solcher Arbeit muß man freilich tüchtig gerüstet sein, unermüdet bei Tag und Nacht, behend, immer bereit, was sich der Beobachtung darbietet, zu erlassen, zu sammeln, sich anzueignen, voll reinen, heiligen Eifers, gläubig und geduldig, und um auch anderen einen lebendigen Begriff zu geben von dem, was man getan und erfahren, mit feurigen Zungen reden und schreiben.

Das war die schöne Zeit der Unschuld! Das war die paradiesische Lust unserer Jugend. Wohl dem, der sie miterlebt hat. Selig waren wir, wenn uns nach solchen Anstrengungen die Kranken gesund wurden und freuten uns ganz übermenschlich und mehr noch als die Geheilten selber.

Hier läßt sich spüren, welche Kräfte eine solche homöopathische Tätigkeit freisetzen, wie sie einen voll und ganz erfüllen kann. Solchen Eifer und solche Begeisterung über das, was man dabei an echter Heilung miterleben kann, gibt es auch heute noch immer wieder. Und all dies nur mit Hilfe Hahnemanns einfacher praktischer Anleitung - und immer mehr und genauer dokumentierter Arzneimittelprüfungen! Ein ganz erstaunlicher, 200 Jahre lang immer wieder bestätigter Tatbestand!

Die Homöopathie besteht also im wesentlichen aus Beobachtungen und Erfahrungen, insbesondere in den Bereichen

HAMPAG (2.),
Anamneseerhebung beim Kranken (3.),
Ähnlichkeitsfindung durch den Homöopathen (4.)
und Verlaufsbeobachtung beider (6.).

Dabei baut sie auf den immer weiter tastenden praktischen Versuchen bei der Potenzierung (1.) und der Verordnungsweise (5.) auf.

B. Das Primat der Erfahrung vor jeder Theorie
Hahnemann hat großen Wert darauf gelegt, daß es in der Homöopathie hauptsächlich um die Erfahrung des Sachverhaltes geht und nicht um seine theoretische Erklärung. Er beginnt sein methodisches Hauptwerk, das Organon der Heilkunst, mit diesem Thema in

§1:
Des Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man Heilen nennt.
Anm.1:
Nicht aber (womit so viele Ärzte bisher Kräfte und Zeit ruhmsüchtig verschwendeten) das Zusammenspinnen leerer Einfälle und Hypothesen über das innere Wesen des Lebensvorganges und der Krankheitsentstehungen im unsichtbaren Innern zu sogenannten Systemen, oder die unzähligen Erklärungsversuche über die Erscheinungen in Krankheiten und die, ihnen stets verborgen gebliebene, nächste Ursache derselben usw. in unverständliche Worte und einen Schwulst abstrakter Redensarten gehüllt, welche gelehrt klingen sollen, um den Unwissenden in Erstaunen zu setzen - während die kranke Welt vergebens nach Hilfe seufzte. Solcher gelehrter Schwärmereien (man nennt es theoretische Arzneikunst und hat sogar eigene Professuren dazu) haben wir nun gerade genug, und es wird hohe Zeit, daß, was sich Arzt nennt, endlich einmal aufhöre, die armen Menschen mit ihrem Geschwätz zu täuschen, und dagegen nun anfange, zu handeln, das ist, wirklich zu helfen und zu heilen.

Dazu muß man wissen, daß die Universitätsmedizin des beginnenden 19. Jahrhunderts von rein spekulativen Systemen nur so wimmelte, die jeglicher praktischer und faktischer Grundlage entbehrten und oftmals weitaus mehr schadeten als nutzten, wie z.B. der vielgebrauchte Aderlaß. Aber auch Hahnemanns Hang zur Polemik wird hier deutlich.

Andererseits kann aber auch Hahnemann selbst sich hypothetischer Erklärungsversuche nicht enthalten, z.B. in

§ 26 seines Organon:
Eine schwächere dynamische Affektion wird im lebenden Organismus von einer stärkeren dauerhaft ausgelöscht, wenn diese (der Art nach von ihr abweichend) jener sehr ähnlich in ihrer Äußerung ist.

Er erläutert dies in den folgenden Paragraphen:

§28:
Da dieses Naturheilgesetz sich in allen reinen Versuchen und allen echten Erfahrungen der Welt beurkundet, die Tatsache also besteht, so kommt (es) auf die scientifische Erklärung, wie dies zugehe, wenig an und ich setzte wenig Weit darauf, dergleichen zu versuchen. Doch bewährt sich folgende Ansicht als die wahrscheinlichste, da sie auf lauter Erfahrungs-Prämissen gründet.

§29:
Indem jede (nicht einzig der Chirurgie anheim fallende) Krankheit nur in einer besonderen, krankhaften, dynamischen Verstimmung unserer Lebenskraft (Lebensprinzips) in Gefühlen und Tätigkeiten besteht, so wird bei homöopathischer Heilung dieses, von natürlicher Krankheit dynamisch verstimmte Lebensprinzip durch Eingabe einer, genau nach Symptomen-Ähnlichkeit gewählten Arznei-Potenz von einer etwas stäkeren, ähnlichen, künstlichen Krankheitsaffektion ergriffen; es erlischt und entschwindet ihm (dem Lebensprinzip) dadurch das Gefühl der natürlichen (schwächeren) dynamischen Krankheits-Affektion, die von da an nicht mehr für das Lebensprinzip existiert, welches nun bloß von der stärkeren künstlichen Krankheits-Allektion beschäftigt und beherrscht wird, die aber bald ausgewirkt hat und den Kranken frei und genesen zurückläßt.

Die Anmerkung zu § 31 macht noch deutlicher, was Hahnemann damit meint:

Wenn ich Krankheit eine Stimmung oder Verstimmung des menschlichen Befindens nenne, so bin ich weit entfernt, dadurch einen hyperphysischen Aufschluß über die innere Natur der Krankheiten überhaupt oder eines einzelnen Krankheitsfalles insbesondere geben zu wollen. Es soll mit diesem Ausdruck nur angedeutet werden, was die Krankheiten erwiesenermaßen nicht sind und nicht sein können, nicht mechanische oder chemische Veränderungen der materiellen Körpersubstanz und nicht von einem materiellen Krankheits-Stoffe abhängig – sondern bloß geistartige, dynamische Verstimmungen des Lebens.

Es wird deutlich, womit Hahnemann hier ringt und kämpft: Es geht ihm um die Abgrenzung nach zwei Seiten hin, einmal gegenüber leeren Spekulationen, zum anderen gegenüber der materialistischen Auffassung des Körpers als Apparat, ob nun mechanisch oder chemisch gedacht. Hahnemann hat mehrere Jahrzehnte immer wieder beobachtet, daß die nicht-materielle Arzneipotenz sowohl in der Arzneimittelprüfung am Gesunden künstliche Krankheitszustände hervorrufen als auch beim Kranken - im Falle genügender Ähnlichkeit - heilen kann.

Somit liegt es auf der Hand, Krankheit als etwas nicht materiell Bedingtes aufzufassen. Sein Erklärungsversuch in § 29, den er durch ein Naturheilgesetz (§ 26) begründet, mutet uns heute eher unbeholfen an. Ich möchte seine Aussagen als Beschreibung der homöopathischen Erfahrung stehen lassen, daß selbst langwierige und schwere Krankheitszustände durch eine dynamische Verstärkung in Form einer ähnlich wirkenden potenzierten Arznei zur Heilung angeregt werden.

Ähnlich hat schon Hering, einer der Väter der Homöopathie, 1838 in Fingerzeig zur Beurteilung des Organon Hahnemanns theoretische Erklärungsversuche aufgefaßt:

Man hält mich allgemein für einen Schüler und Anhänger Hahnemanns, und ich erkläre, daß ich zu denen gehöre, die ihm am getreuesten anhängen und zu denen, die seiner Größe mit Begeisterung huldigen, aber dennoch erkläre ich auch, daß seit meiner ersten Bekanntschaft mit der Homöopathik (im Jahre 1821, mit 21 Jahren) bis auf den heutigen Tag ich noch niemals, auch keine einzige der Theorien im genommen habe, wie sie da Ich trage keine Scheu, dies vor dem ehrwürdigen Greise (dem zu der Zeit über 80jährigen Hahnemann) selbst zu bekennen. ...

Das ist der echte Hahnemannsche Geist, alle Theorien, selbst die eigenen, für nichts zu achten gegen die Ergebnisse reiner Erfahrung. Alle Theorien und Hypothesen haben keinen positiven Wert als nur den, daß sie auf neue Experimente führen und die Resultate früherer besser überschauen lassen.

Dieser Grundsatz gilt in der Homöopathie noch heute!

C. Zusammenfassung
Die Grundzüge der historischen Homöopathie lassen sich also folgendermaßen zusammenfassen:

Die Homöopathie ist ein
von Hahnemann durch jahrzehntelanges Beobachten
und tastendes Experimentieren entwickeltes
praktisches Verfahren der angewandten Pharmakologie,
das in phänomenologischer Grundhaltung
genaue Beobachtungen an Kranken
wie auch in der Arzneimittelprüfung an Gesunden anstellt und ihnen
- im Falle einer genügenden Ähnlichkeit dieser beiden Zustandsbilder -
potenzierte Einzelmittel in geringer Dosierung verabreicht.

Die Wirkungen dieser Potenzen, insbesondere die Hochpotenzwirkungen, können in der Praxis und in naturwissenschaftlichen Untersuchungen zwar nachgewiesen werden, lassen sich bisher aber weder theoretisch befriedigend erklären noch technisch direkt messen. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich dabei um Kräfte handelt, die der Naturwissenschaft bisher vollkommen unbekannt sind. Es müßte sich um technisch-materiell nicht faßbare Kräfte handeln, die durch den Vorgang der Potenzierung aus der Materie freigesetzt werden. Sie lassen sich am ehesten als "feinstofflich" bezeichnen.


Aus: Jürgen Becker, Neue Welten der Homöopathie und der Kräfte des Lebens, Band I, S.37-41. IHHF,
Freiburg 2000 

Verreibungsresonanz

Zur Verreibeanleitung
© 2000 IHHF / Jürgen Becker, Freiburg

Die Entdeckung dieses Phänomens der Verreibungsresonanz halte ich für einen entscheidenden Fortschritt homöopathischer Grundlagen- und Heilmittelforschung! Hiermit kommen wir dem Mysterium der Potenzierung einen wesentlichen Schritt näher. Es ist für mich sehr erstaunlich, dass in den immerhin schon ca. 175 Jahren, in denen homöopathische Verreibungen gemacht wurden, diese Phänomene bisher (1996) völlig unbeachtet geblieben sind. Jedenfalls hat kein homöopathischer Verreiber (meines Wissens) über derartige Phänomene öffentlich berichtet. Nicht einmal Hahnemann, der vermutlich die meisten Verreibungen in der Geschichte der Homöopathie gemacht hat, hat irgend etwas in dieser Richtung verlauten lassen, geschweige denn veröffentlicht. Allerdings betont er in § 265 ausdrücklich, dass es für jeden Homöopathen "Gewissenssache" sei, seine Mittel selbst zu potenzieren (und aus eigener Hand zu verabreichen).

Erst in jüngster Zeit haben auch andere Verreiber die Existenz der Resonanzphänomene bestätigt, allerdings erst, als sie explizit danach gefragt wurden. Ich kann mir dieses Versäumnis nur durch die weitgehende Trennung von homöopathischen Therapeuten und Pharmazeuten erklären, die wiederum ihr Augenmerk mehr auf die Verschüttelung gelegt und häufig genug die Verreibung den Maschinen überlassen haben.

Witold Ehrler und ich haben in den letzten drei bis vier Jahren bei inzwischen insgesamt etwa 100 Verreibungen (einzeln oder auch in Gruppen) die Phänomene der Verreibungsresonanz empirisch überprüft. Dabei hat sich gezeigt, dass etwa zwei Drittel der Verreiber deutliche "Verreibungsresonanzphänomene" wahrnehmen. In einzelnen Fällen war es einzelnen Verreibern (die nicht wussten, welches Mittel verrieben wurde - halbblinde Versuchsanordnung) sogar möglich, den verriebenen Arzneistoff eindeutig zu identifizieren (ohne dass er äußerlich irgendwie erkennbar gewesen wäre, da wir die Gruppenverreibung mit der fertigen Cl begonnen haben). So etwas ist auch bei guten Gruppenarzneimittelprüfungen nur selten so deutlich gelungen.

Unsere bisherigen Erfahrungen sprechen dafür, saß die "Verreibungsresonanz" ein eigener Erlebnis-, Erfahrungs- und Erkenntniszugang zu den homöopathischen Arzneikräften ist, der sich an den Verreibungsresonanzphänomenen ablesen lässt. Damit hat Witold Ehrler eine neue Quelle der homöopathischen Erkenntnis erschlossen, die uns in Zukunft manches lebendige Wasser spenden mag. Die Verreibungsresonanzphänomene deuten darauf hin, dass bei der Verreibung ein intensiver Kontakt des Verreibers mit der "Substanzwesenskraft" der Arznei stattfinden kann, der als eine "erste Einweihung" in das dynamische Kraftfeld dieses Mittels wirkt. Ich nehme an, dass Hahnemann - wenigstens unterbewusst - auf diese Weise so manches über die verschiedenen Arzneikräfte "voraus"-geahnt hat, bevor er ihre Wirkungen empirisch in Arzneimittelprüfung und Therapie "nach"-weisen konnte.

1. Der besondere Vorteil dieses Zugangs dürfte erst einmal darin liegen, dass er zeitlich relativ eng begrenzt - innerhalb einiger Stunden - erschlossen werden kann und damit viel schneller zu Ergebnissen führt als homöopathische Arzneimittelprüfungen an Gesunden.

2. Der zweite wesentliche Vorteil liegt darin, dass die Symptome bei Verreibungen im allgemeinen beträchtlich weniger belastend sind und auch nicht so lange anhalten als die Symptome, die bei Arzneimittelprüfungen auftreten, sondern großteils nur während der Verreibung oder noch kurz darauf andauern. Diese beiden ersten Vorteile sind also quantitativer Natur.

3. Der dritte große Vorteil, nun qualitativer Natur, liegt darin, dass die Phänomene bei Verreibungen sehr einfach nach den verschiedenen C-Stufen unterschieden werden können. Die unterschiedliche Qualität der C-Verreibungsstufen ist eine völlig neue Entdeckung in der Homöopathie. Dabei zeigen sich nicht nur belastende Symptome auf der jeweiligen Stufe, sondern auch die gesunde Seite oder Qualität der Arzneikraft.

Die belastenden Symptome der C1-Verreibung entsprechen dabei in etwa denen einer Niedrigpotenzprüfung (z.B. D6 oder C6), die der C2-Verreibung denen einer Hochpotenzprüfung mit einer C30 und die der C3-Verreibung denen einer Prüfung mit C200. Mittels der "Verreibungsresonanz" ist es also möglich, in einigen Stunden ähnlich viel von einer Arznei zu erleben und zu erfahren, wie es bisher nur mit einer Reihe von Arzneimittelprüfungen von der Niedrig- bis zur Höchstpotenz möglich war (l. und 2.).

4. Ein letzter, nicht zu unterschätzender Vorteil der Verreibungsresonanzphänomene ist schließlich juristischer Natur, nämlich dass homöopathische Verreibungen jederzeit und von jedermann durchgeführt werden, ohne dass dabei unnötige und hinderliche Auflagen im Wege stehen, wie sie für pharmakologische Arzneimittelprüfungen synthetischer Medikamente notwendig sind. Der Zugang zu den Verreibungsresonanzphänomenen ist also - wie bei einem einfachen Selbstversuch - auch in juristischer Weise viel offener als bei Arzneimittelprüfungen.


Aus: Jürgen Becker, Neue Welten der Homöopathie und der Kräfte des Lebens, Band I, IHHF, Freiburg 2000

Mehr Informationen

Fachliteratur

Jürgen Becker

 Vorläufige Einführung in die
C4-Homöopathie
Mehr Information
(Narayana Verlag)
 Weitere Literatur von Jürgen Becker
Mehr Information
(Homsym Verlag)

                                Norbert Merz

Mehr Information
 Silke Lauffer

Mehr Information
  Edith Dörre

Mehr Information
 Witold Ehrler
Institut für C4-Homöopathie

Jetzt E-Mail schreiben
Jörg Wichmann
 Datenbank mit über 1000 Einträgen zu Arzneimittelprüfungen

Mehr Information
Share by: